Verein 1
Original - Gründungsprotokoll von 1909
... und hier die Übersetzung vom Gründungsprotokoll
Jahrgang 1909
Schützen - Verein - Berxen
Über die Entstehung des Vereins ist folgendes zu
erzählen:
Schon länger wurde von verschiedenen Seiten über
die Gründung eines Vereins in der Gemeinde
gesprochen. Es wurden auch verschiedene Versuche
gemacht, wie z.B. durch Gründung eines
Radfahrvereins Tempo, Klub Einigkeit, u.s.w., jedoch
ohne bleibenden Halt.
Endlich richteten sich die Bestrebungen auf einen
Schützen-Verein hin. Besonders ist zu erwähnen, daß
der jetzige werte Schützenbruder Friedrich Vogel
hierin besondere Anregungen hervorrief. Da ja
unsere Gemeinde sehr zerstreut liegt und
Letztgenannter die äußerste Grenze nach dem Süden
hin bewacht, so empfand er es besonders
schmerzhaft, daß nicht öfter einmal Gelegenheit
geboten wurde, auf eine schöne, harmlose und
fröhliche Art mit den Kameraden der Gemeinde
beisammen sein zu können.
Im Frühjahr 1909 kam dann unser Freund Fr. Vogel
geflogen und brachte die Sache in Bewegung. Es
wurde durch kurze Annonce im "Hoyaer
Wochenblatt" zu einer Versammlung zwecks
Gründung eines Schützen-Vereins bei Gastwirt
Hermann Westermann, Bruchhöfen am 14. März 09
eingeladen. Dieselbe war gut besucht. Die Sache
wurde tüchtig besprochen und es wurden zur
Gründung des Vereins Unterschriften gesammelt.
Nochmals ward durch eine Annonce zu einer 2ten
Versammlung und zur entgültigen Gründung des
Vereins am 21. März eingeladen. Diese Versammlung
war recht gut besuchrt, der Beitritt ward von etwa 45
Mann unterschrieben und die Wahl des Vorstandes
vorgenommen. Gewählt wurde Wilhelm Koröde zum
Präsidenten, Wilhelm Kusserow zum 2ten
Vorstandsmitglied, Heinrich Bartels zum
Schriftführer. Es wurden Statuten angefertigt.
Hermann Westermanns Gasthaus als Vereinslokal
gewählt und Verschiedenes besprochen.
Hierauf wurden auf Wohl des jungen Vereins ein
Gläschen Bier getrunken und unter allseitigem
Hinweis stets gute Kameradschaft zu pflegen.
Die Versammlung um 6 Uhr geschlossen.
Aus der Vereinschronik des
Schützenvereins Berxen
Die erste zwanglose Zusammenkunft auf Anregung
von Herrn Friedrich Vogel zwecks Gründung eines
Schützenvereines Berxen fand am 14.03.1909 im
damaligen Gasthaus Westermann in Bruchhöfen
statt. Zuvor waren schon einige Versuche zwecks
Gründung eines Radfahrvereins „Tempo" und eines
„Club Einigkeit" unternommen worden. Bereits eine
Woche später, am 21.03.1909, erfolgte so dann die
offizielle Gründungsversammlung im selben Lokal
unter Beteiligung von 45 Männern und es wurde
auch so- gleich ein Vorstand gewählt, der sich wie
folgt zusammensetzte:1.Vorsitzender Wilhelm
Koröde
2.Vorsitzender Wilhelm Kusserow
Kassierer Heinrich Schrader
Schriftführer Heinrich Bartels
Alles Familiennamen, die auch in späteren Jahren
immer wieder in der Zusammensetzung des
Vorstandes auftauchen.
Am gleichen Abend wurde auch die erste Satzung
des Vereins erstellt, über die leider keine Unterlagen
mehr vorliegen.
Das Vereinsleben im Gründungsjahr war sogleich
aktiv, das zeigte sich daran, dass bereits 4 Wochen
später die erste Generalversammlung abgehalten
wurde, auf der über den Bau eines Schießstandes
und Erstellung eines Festplatzes beraten wurde.
Der Schießstand (ein 100 Meter-Stand) befand sich
damals bis 1937 hinter den jetzigen Grundstücken
Mysegades und Ebert am Waldrand des damaligen
Bauern H. Wicke, Nenndorf und der Festplatz wurde
erstellt oberhalb des jetzigen Schießstandes in
unmittelbarer Nähe des Hauses Knieriem. Das
Grundstück wurde ebenfalls von H. Wicke zur
Verfügung gestellt.
Die Mitglieder des jungen Schützenvereins müssen
mit sehr viel Elan an die Arbeit gegangen sein, denn
bereits am 13. und 14. Juni fand das erste
Schützenfest statt und wie es sich für ein Berxer
Schützenfest gehört, hat es auch damals schon
tüchtig geregnet. Erster Schützenkönig wurde Gerd
Köhler.
Hier noch einige interessante Zahlen aus damaliger
Zeit:
Eintritt zum Festplatz 0.50 Mark
(Frauen und Mitglieder frei)
Tanzgeld für Herren 1.50 Mark
(Damen frei)
Der Schützenkönig erhielt 30.00 Mark
Der 2. König erhielt 10.00 Mark
Der Scheibenseher für 2 Tg. 6.00 Mark
Auch damals wurde schon kräftig gefeiert und die
Chronik berichtet, dass die letzten Festteilnehmer
sich um 6.00 Uhr früh von der Musik nach Hause
blasen ließen.
Der Bau des Schießstandes und eines Festplatzes
verlangte von den Mitgliedern sehr viel freiwilligen
Arbeitseinsatz. Wer nicht daran teilnahm, musste
1.50 Mark Strafe zahlen. Auch finanziell wirkte sich
der Schießstandbau für den Verein negativ aus, so
dass am Jahresschluss ein Defizit von 289.- Mark
vorhanden war. Im Jahre 1911 erhielt der Verein von
zwei Mitgliedern ein Banner geschenkt, da für eine
neue Fahne noch das Geld fehlte.
Der 1. Vorsitzende Wilhelm Koröde verzog im Jahre
1913 nach Bruchhausen-Vilsen und sein Bruder
Heinrich Koröde, der nach dem ersten Weltkrieg
maßgeblich zum Bau des Denkmals beitrug, wurde
als 1. Vorsitzender gewählt.
Das Vereinslokal war bis zum Ausbruch des 1.
Weltkrieges die Gastwirtschaft Westermann in
Bruchhöfen und selbiger war auch der Festwirt bei
den Schützenfesten. In den Jahren 1915 bis 1918
ruhte dann das Vereinsleben aufgrund des Krieges
völlig.
Nach Beendigung des ersten Weltkrieges fand am
15.01.1919 im Vereinslokal Westermann wieder eine
Generalversammlung statt und der Verein nahm
seine Tätigkeit wieder auf.
Der im Krieg verfallene Schießstand wurde von
Zimmermann Wilhelm Immoor instand gesetzt und
es wurde auch wieder an zwei Tagen Schützenfest
gefeiert.
Interessant aus der Vereinschronik ist die
währungspolitische Entwicklung in den ersten
Nachkriegsjahren, die sich in folgenden Zahlen
wiederspiegelt: Der Jahresbeitrag betrug damals 3.00
Mark. Beim Schützenfest wurden Einnahmen aus
Eintritt und Tanzgeld von 2 883.- Mark erzielt (Eintritt
und Tanzgeld wurden getrennt kassiert; das Tanzgeld
durch „Solomachen" während des Tanzens).Der
Festwirt gab damals 650.- Mark an den Verein. Der
Jahresabschluss 1920/21 verzeichnete bereits einen
Überschuss von 1 112.- Mark. Im Jahre 1922 wurde
der Beitrag bereits auf 22.- Mark festgesetzt und der
Schützenverein gab zum Bau eines Kriegerdenkmals
einen Zuschuss von 1000.- Mark und am 16. Juli
bereits konnte das Denkmal eingeweiht werden.
Diese Gedenkstätte wurde unter sehr großen Opfern
finanzieller Art und sehr hohem Arbeitseinsatz von
allen Einwohnern der kleinen Gemeinde erstellt und
galt damals als das Schönste in der ganzen
Umgebung.
1923 wuchs die Geldentwertung enorm und der
Beitrag wurde auf 100.- Mark festgesetzt. Beim
Königsschießen musste für jede Fahrkarte 1000.-
Mark gezahlt werden. Die Einnahmen des
Schützenfestes betrugen in diesem Jahr 870 000.-
Mark. Es ist schon erstaunlich, dass trotz der
schlechten Zeiten in diesem Jahre die Anschaffung
einer neuen Fahne beschlossen wurde, wofür vom
Verein 100 000.- Mark angezahlt werden mussten.
Am 29. Und 30. Juli 1923 fand sodann die Weihe der
neuen Fahne statt, die am Ende die Summe von 550
000.- Mark kostete. Zur Finanzierung trug jedes
Mitglied mit 5 000.- Mark bei. Wegen der
Geldknappheit und des starken Regens waren von
den 28 gemeldeten Vereinen zur Fahnenweihe nur 8
Vereine erschienen. Die Gesamteinnahmen der
Fahnenweihe betrugen 13 884 000.- Mark.
Das Jahr 1923 endete rechnerisch mit einem Defizit
von 557 523.- Mark.
Inzwischen war die Inflation gewesen und bei der
Generalversammlung 1924 wurde der Beitrag auf 1.-
Mark festgesetzt. Der Eintritt betrug 3.- Mark und die
Musik zum Schützenfest kostete für beide Tage 300.-
Mark. Der Festwirt stellte drei Zelte und der Verein
eines.
Im Jahre 1925 wurde unter anderem beschlossen,
dass ortsansässige Mitglieder mit 20 Jahren Mitglied
werden können, wenn sie zuvor 2 Jahre in der
Gemeinde gewohnt haben. Auswärtige Mitglieder
müssen 25 Jahre alt sein. Außerdem wurde eine
Erneuerung des Schießstandes beschlossen, wobei
Materialkosten von 655.- Mark entstanden. Jedes
Mitglied zahlte dazu 3.- Mark.
Aus diesem Jahre ist noch folgender interessanter
Vorfall erwähnenswert: Bei einem Preisschießen
hatte der damalige 1. Vorsitzende Schröder durch
Absprache mit dem Scheibenseher auf unreelle Art
den ersten Preis erworben. Er wurde vom Verein der
Polizei gemeldet und beide haben gestanden. Eine
kurz darauf einberufene außerordentliche
Generalversammlung beschloss so dann: der
besagte 1. Vorsitzende wird aus dem Verein
ausgeschlossen und darf 2 Jahre lang keine
Veranstaltungen des Vereins betreten. Vom
Amtsgericht Bruchhausen wurde der 1. Vorsitzende
zu 150.- RM Geldstrafe und der Scheibenseher zu
75.- RM verurteilt.
Im Jahre 1926 wurde beschlossen, wegen der immer
noch herrschenden Geldknappheit und zum Abbau
der Vereinsschulden in Höhe von 675.- RM von
jedem Mitglied 9.- RM in drei Raten zu erheben
.Außerdem wurden pro Mitglied Anteilscheine von
10.- RM ausgegeben, welche dann in den folgenden
Jahren je nach Kassenstand durch Verlosung zurück
gezahlt werden sollten (bereits 1929 waren alle
zurück gezahlt).
Aufgrund dieser Regelung traten 4 Mitglieder aus.
Finanziell hat sich der Verein in den folgenden Jahren
gut erholt. Die Musiker erhielten damals für beide
Tage 315.- RM und der Festwirt zahlte an den Verein
160.- RM.
Jedoch ab 1931 machte sich infolge der
Weltwirtschaftskrise die allgemeine Geldknappheit
auch für den Verein sehr bemerkbar, so dass für
1932 auf sämtliche Festlichkeiten des Vereins
verzichtet wurde. Im Jahre 1933 erfolgte die
Machtübernahme durch den Nationalsozialismus,
was auch für den Schützenverein in den Folgejahren
vor allem organisatorisch einige Veränderungen
brachte.
Im Oktober 1933 trat der Verein dem „Deutschen
Schießsportverband" bei und der Vereinsvorsitzende
nannte sich fortan Vereinsführer. 1936 wurden zwei
KK-Gewehre à 45.- RM angeschafft und es fanden
wiederholt Übungsschießen nach den Richtlinien des
Deutschen Schützenbundes im Sinne einer
„vormilitärischen Ausbildung" statt.Von nun an
wurden auch Schießbücher geführt.
Es zeigte sich bald, dass der alte Schießstand diesen
Ansprüchen nicht mehr genügte und so wurde im
Jahre 1938 im Sandberg ein neuer Schießstand für 50
Meter KK gebaut und auch der Festplatz wurde nach
dorthin verlegt. Das belastete natürlich die
Vereinskasse erheblich und so wurden zum
Jahreswechsel 240.- RM von der Bank als geliehen
verbucht. 1939 liest man von Opferschießen
zugunsten des Winterhilfswerks und zum Bau von
Schießständen für hilfsbedürftige kleine Vereine.
Auch Vereins- und Unterkreis-Meisterschaften
wurden damals schon ausgetragen. Nach 30jährigem
Bestehen feierte der Verein sein vorläufig letztes
Schützenfest vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges
am 01.09.1939.
Im Sommer 1940 wurde eine vom Deutschen
Schützenbund ausgearbeitete Einheitssatzung
angenommen und der amtierende Vereinsführer
Hermann Behlmer-Bückmann als solcher bestätigt.
Es wurden monatlich je 1 Feldpostpäckchen an die
eingezogenen Schützenbrüder verschickt. Ende 1941
waren von 68 Mitgliedern 27 eingezogen und 6
waren bereits gefallen.
Für die Jahre 1942 bis 1950 fehlen in der
Vereinschronik jegliche Eintragungen.
Am 19.05.1951 wurde der Schützenverein Berxen
nach 10jähriger Pause wieder ins Leben gerufen. Bei
der an diesem Tage durchgeführten
Gründungsversammlung traten sofort 41 Mitglieder
bei. Neuer 1. Vorsitzender wurde Johann Möhle, der
bereits vor dem Kriege 13 Jahre lang den Verein
umsichtig geführt hatte. Da der Verein weder über
Gewehre, noch über einen intakten Schießstand
verfügte, wurden für dieses Jahr Luftgewehre von
drei Vereinsmitgliedern zur Verfügung gestellt
(Luftgewehre waren von den Besatzungsmächten
mittlerweile wieder erlaubt worden).
Als Festplatz wurde der auch heute noch benutzte
Platz an Heitmanns Sandberg an der Straße
Bruchhöfen-Nenndorf gewählt. Der KK-Schießstand
oberhalb dieses Platzes wurde jedoch erst 1958
gebaut.
Das erste Nachkriegsschützenfest fand 1951 wie
auch heute noch am 2. Wochenende im Juli statt und
natürlich, wie es sich für Berxen gehört, bei
schlechtem Wetter! Die Musik kostete damals 330.-
DM und der Schützenkönig erhielt 150.- DM.
Schulkinder und der damals noch existierende
Gemischte Chor Berxen-Uenzen trugen Lieder vor.
Ein Pachtvertrag mit dem Grundstückseigentümer
Heitmann wurde abgeschlossen, ebenso ein Vertrag
mit der GEMA.
Ab 1954 wurden jährlich meist eintägige
Vereinsausflüge unternommen. Ebenso wurde die
Beschaffung von einheitlichen Schützenhüten
beschlossen. Die Schützenjacken folgten ein paar
Jahre später.
Im Jahre 1957 wurde das Vereinslokal nach Gastwirt
Fahlenkamp verlegt, nachdem Gastwirt Westermann
den Schankbetrieb eingestellt hatte.
Auch wurde in diesem Jahre der Neubau des
Schießstandes beschlossen, dort wo er sich jetzt
noch befindet. Der Festwirt Fahlenkamp trug 50%
der Kosten dazu bei, wofür er für die nächsten 10
Jahre den Schankbetrieb auf dem Schützenfest
erhielt.
Die restlichen 50% wurden von den
Vereinsmitgliedern erbracht. Beim Schützenfest 1958
wurde der neue Schießstand eingeweiht und im
Hinblick auf das im Jahre 1959 bevorstehende
50jährige Jubiläum trat der Verein ein Jahr vorher
dem Deutschen Schützenbund bei und nahm im
Winter erstmals an den Rundenwettkämpfen teil
(Hin- und Rückkampf).
Auch wurde jetzt eine Jungschützengruppe
gegründet (Mindestalter 16 Jahre).
Das große Jubiläumsfest fand dann am 07.06.1959
unter Mitwirkung von 20 Vereinen statt. Hierzu
hatten sich viele Mitglieder eine Schützenjacke
zugelegt, die künftig mit Schützenhut bei allen
öffentlichen Veranstaltungen getragen werden sollte.
© Schützenverein Berxen von 1909 e.V.